Von Fasanen und Bäumen
Ein Weingut braucht einen Namen. Der Name für meine Weinmarke war 2014 relativ schnell gefunden. Das Weingut ist seit 2011 geprägt von vielen Menschen, die mich all die Jahre unterstützt haben. Zunächst ging es in den Anfangsjahren darum, überhaupt wieder Wein an Privatkunden zu verkaufen und die Weinberge in Ordnung zu bringen.
2017, nach Jahren der Sanierung, hat ein erfolgreiches Crowdfunding auf StartNext das Weingut ökologisch einen großen Sprung nach vorne gebracht. Insgesamt 265 Unterstützer:innen haben über 40.000 Euro beigesteuert, um einen großen Weinberg mit Zinfandel anzulegen. Dazu wurde der Traktor mit mechanischen Geräten ausgestattet, um endlich auf Herbizide verzichten zu können. Gemeinsam schafft man eben mehr als alleine. Bis heute sind aus diesem Projekt über 80 Rebstockpaten zum Weingut gestoßen.
Als uns während Corona die Mittel gefehlt haben, um unseren nächsten Weinjahrgang abzufüllen und das Weingut in ein Gemeingut zu überführen, gab es Anfang 2021 eine weitere StartNext-Kampagne mit diesmal unglaublichen 800 Unterstützer:innen und fast 100.000 Euro Unterstützungssumme. Wir haben unsere gesamte Ernte abgefüllt und damit einen neuen Umsatzrekord im Weingut eingefahren. Im Juni wurde die Habitat Weine eG (noch mit anderem Namen) gegründet. Der Entschluss stand fest. Das Weingut sollte allen Menschen gehören, ohne die wir es in den letzten 14 Jahren nicht geschafft hätten. Mitarbeiter als stimmberechtigte Mitglieder und Kund:innen sowie Freund:innen als investierende Mitglieder und große Wertegemeinschaft.
Für diese Gemeinschaft brauchte es jetzt endlich einen richtigen Namen. Ein Name, der dafür steht, was wir tun und was uns auszeichnet. Im Kern unserer Satzung ist verankert, dass wir Biotope bauen möchten und damit das Ökosystem in unseren Weinbergen, aber auch in der gesamten Region, fördern möchten. Zu diesem Ziel verzichten wir alle auf die Ausschüttung von Gewinnen.
Der Name "Habitat Weine eG" kam zur gleichen Zeit durch Zufall. An der Nahe habe ich mitgeholfen, im Bauwagen meiner Lebensgefährtin einen neuen Boden zu bauen. Währenddessen sind die Hühner vom Weingut ausgebüchst und frei auf der Wiese umhergelaufen. Ich fragte, was mit den Hühnern passiert, wenn es dunkel wird, da diese nachts nichts sehen können. Sie meinte, dass die Hühner sich den nächsten Baum suchen und dort hochfliegen, um geschützt die Nacht zu verbringen. Das sei ihr natürliches Habitat. Unser Name war geboren. Was könnte passender sein für ein Weingut, das seine Gewinne dem Pflanzen von Bäumen und Biotopen widmet.
Das Logo zeigt einen Fasan, der aus unseren Gemarkungen mangels Lebensraum fast vollständig verschwunden war. Der Fasan sitzt auf einem Spaten neben einem gepflanzten Baum und starrt auf den Baum. Der Blick ist höchst verwundert über den Baum. Sowas kennt der Fasan nicht mehr, da nahezu alle Bäume aus der Gemarkung verschwunden waren. Ein Nebeneffekt des sehr erfolgreichen Weinbaus in unserer Region.
Wir sind erst am Anfang einer langen Reise. Eine Reise mit tollen Menschen und großen Zielen, um gemeinsam die Zukunft des Weinbaus und der Landwirtschaft zu gestalten.
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