Ein ehrlicher Moment: Braucht es uns noch im Weinbau?

Liebe Freundinnen und Freunde unseres Weinguts,

ich schreibe euch heute mit einem offenen Herzen. Unsere Weinverkäufe sind in den letzten Monaten drastisch eingebrochen – so stark, dass wir ernsthaft zweifeln, ob es unser Weingut in dieser Form überhaupt langfristig existieren kann. 

Wir sind nur über die Runden gekommen, weil wir in einer anderen Herzensangelegenheit große Unterstützung erfahren haben: dem Pflanzen von Bäumen. Dank mehrerer Stiftungen und eines Crowdfundings konnten wir eine beeindruckende Anzahl neuer Bäume pflanzen – ein kleiner Lichtblick in einer Zeit voller Unsicherheit.

Ich liebe den Weinbau. Ich liebe unsere Weine – ihren ehrlichen Charakter, ihre Unverfälschtheit, ihre Nähe zur Natur. Ich trinke sie selbst, mit Genuss, in ruhigen Momenten, in guter Gesellschaft. Und doch frage ich mich: Reicht das noch? Braucht es unseren Wein überhaupt noch?

Als ich 2011 das Weingut übernommen habe, war es mein Ziel, Wein radikal anders zu denken und zu machen:
Ohne Schönung. Ohne Zusatzstoffe. Mit der Natur.
Ich habe nie daran gezweifelt, dass diese Art des Arbeitens gebraucht wird – und wir sind damit gewachsen, sogar durch harte Zeiten hindurch. Doch gerade scheint unsere Art des Weinmachens auf wenig Resonanz zu stoßen. Das macht etwas mit uns.

Ich frage euch heute ganz ehrlich:
Braucht ihr unsere Weine?
Was bedeutet Wein für euch in dieser Zeit?
Was wünscht ihr euch – kulinarisch, emotional, gemeinschaftlich?
Was braucht ihr wirklich?

Ich selbst trinke aktuell weniger als früher, aber wenn, dann mit noch mehr Tiefe. Und ich freue mich jedes Mal, wenn ich mit lieben Menschen ein Glas unseres Seccos, unserer Weine oder alkoholfreien Säfte teile – und spüre, wie viel Liebe, Geduld und Natur darin steckt.

Wir stehen an einem Wendepunkt. Vielleicht ist es auch eine Chance.
Aber ich brauche eure Gedanken. 
Teilt sie mit mir. Bitte!

Mit Hoffnung, Zweifel, Dankbarkeit – und einem offenen Ohr,
Euer
Wolfgang